Französischer Stil in Luxeuil-les-Bains
FRANZÖSISCHER STIL IN DER ST-PIERRE - ST-PAUL BASILIKA - DIE ORGELBAUER JEAN DELOYE, PHILIPPE HARTMANN, MICHEL FORMENTELLI 2020
Ein flämischer Ursprung, ein französischer Charakter, eine unglückliche Geschichte und eine Rekonstruktion Dank Jean Deloye und Philippe Hartmann – die historische Orgel der Basilika Saint-Pierre Saint-Paul in Luxeuil-les-Bains wurde gerade eingeweiht nach der jüngsten Generalrevision ausgeführt von Michel Formentelli und Jean Deloye.
Im Jahre 1617, unter dem Abbatiat von Antoine de la Baume, wurde das ursprüngliche Konzept der heutigen Orgel erbaut. Obwohl wir den Namen des Orgelbauers nicht kennen, verrät uns eine Inschrift im Inneren des Positivkranzes, wer das Gehäuse konstruiert hat: „Ioan Dognadec / 1617“.
Das Gehäuse, das zu dieser Zeit realisiert wurde, entspricht dem zentralen Teil des heutigen Hauptkörpers mit drei Türmchen, der mit Flügeltüren ausgestattet war, um die Prospektpfeifen zu öffnen und zu verschliessen. Laut Claude Aubry hatte das Buffet des Positivs damals die gleichen Ausmasse, aber in einem kleineren Maßstab, mit dem größten Turm in der Mitte.
Wir wissen nichts über die ursprüngliche Disposition der Orgel. Die noch bis 1617 zurückreichenden Pfeifen scheinen von flämischer Machart zu sein, was angesichts der engen Beziehungen zwischen der Abtei von Luxeuil und der Abtei von Afflighem in Belgien plausibel scheint. Außerdem unterstand die Grafschaft damals dem spanischen Königshaus, wie auch Flandern.
Bei der Rekonstruktion der Klostergebäude wurde die Haupteingangstür unter der Orgel zugemauert, während die beiden aktuellen Seiteneingänge im Jahr 1668 durchgebrochen wurden. Um die eliminierte Tür zu verdecken, wurde zwischen 1668 und 1695 unter dem Abt Charles-Emmanuel de Bauffremont die gigantische Piedouche erbaut, ein Sockel, der die Tribüne zu tragen scheint.
Dieser dekorative Teil, der aufgrund seiner Originalität und seines Reichtums sehr eindrücklich ist, besteht aus zwei Teilen : dem Atlas, der auf dem Boden das Ganze zu ertragen scheint, und darauf montiert das enorm grosse Akanthusblatt, welches aus einem einzigen Baumstamm geschnitzt wurde.
Zwischen seinen geschnitzten Ornamenten kann man verschiedene Musikinstrumente wie Geige, Trompete, Cornet, Blockflöte… bewundern.
Der Mittelteil ist stark gewölbt und mit vier Karyatiden in drei Sektionen unterteilt, die die Tribüne wie mit mächtigen Arme tragen. Jede der drei Sektionen sind mit einem fein geschnitzten Medaillon dekoriert. Rechts befindet sich die heilige Cecile an der Orgel, begleitet von einem Engel, der Geige spielt. In der Mitte überreicht Christus dem heiligen Petrus die Schlüssel zum Paradies, während der heilige Paulus hinter ihm steht . Auf der linken Seite spielt König David die Harfe.
Diese Erweiterungsarbeiten von 1695 wurden dem Orgelbauer Philippe Picard und seinen Söhnen Antoine und Joseph anvertraut, um insbesondere die Proportionen des Gehäuses gegenüber der imposanten Tribüne wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Aus dieser Zeit stammen die beiden Seitenflügel des großen Hauptwerkes. Laut Claude Aubry, der den Aufbau der verschiedenen Epochen vor der Restaurierung 1980 analysierte, wurde diese Vergrößerung in zwei Etappen durchgeführt: zunächst wurde eine Plattform und ein Turm auf jeder Seite konstruiert. Die Außenseite wurde im Nachhinein hinzugefügt.
Bei diesen Arbeiten entstand auch das Gehäue des Positives mit der heutigen Erscheinugsform, mit den beiden großen Türmen an den Aussenseiten. Die Komposition des Instrumentes scheint auch laut Claude Aubry, modifiziert worden zu sein, da ein Teil der Pfeifen aus dieser Zeit stammt.
Bis heute ist uns nicht bekannt, welche Arbeiten im 18. Jahrhundert durchgeführt wurden. Die Orgel hat unter den revolutionären Störungen gelitten : die Pfeifen des Positives wurde geplündert, die Balganlage wurde durch das in der Nähe deponierte Heu beschädigt, da das Gebäude zu dieser Zeit als Futterspeicher diente. Die von Claude Aubry veröffentlichten Dokumente geben Informationen über den instrumentalen Teil nach der Revolution: Die Klaviatur des Hauptwerks ging bis zum F 5, die des „Positives“ hingegen hatte nur einen Klaviaturumfang von 4 Oktaven und 7 Registern, darunter Cromorne, Fourniture, Nazard, Doublette und Tierce.
Das Instrument wurde 1808 von dem Orgelbauer Jean-Baptiste Gavot instand gesetzt. Er erweiterte das Positiv um ein Basson-Hautbois , dessen Klaviaturumfang wie im Hauptwerk bis zum F 5 reichte. Er kehrte 1829 zurück, um eine Echoklaviatur mit einem Cornet und einer Trompete zu installieren. Der Sohn von Jean-Baptiste Gavot führt eine Revision des Instruments im Jahr 1835 durch.
Anschließend wurden wichtige und umfangreiche Arbeiten von dem Orgelbauer Joseph Callinet durchgeführt. Die Archive des Conseil de Fabrique konservieren einen Kostenvoranschlag vom 20. Oktober 1840, wobei am 6. Januar und 3. Juni 1841 zwei zusätzliche Arbeiten durchgeführt wurden, wofür er den Betrag von 4000 Francs erhielt. Die Orgelabnahme fand am 23. Juli 1841 statt.
Leider wurde keiner dieser Kostenvoranschläge im Archiv gefunden und so bleibt der genaue Betrag dieser Arbeiten unbekannt.
Das Orgelgehäuse wurde 1846 zum Monument Historique erklärt.
Mit einem Geschenk Napoleons III. für die Restaurierung der Abtei wurde auch die Orgel in den 1860er Jahren erneut Gegenstand von Arbeiten, die nach Claude Aubry, Claude-Ignace Callinet zugeschrieben wird. In diesem Moment wird die Mauer erbaut, die die aktuelle Tribüne trägt und die auf einfache Art direkt an der Wand befestigt ist.
Im Jahre 1903 wurden von der Firma Didier in Épinal Reinigungsarbeiten und eine Generalstimmung durchgeführt.
Während des Ersten Weltkriegs wurde Jules Bossier mit dem Wiederaufbau des Instrumentes betraut. Diese Arbeiten wurden leider in einem unprofesionellen Bastelstil durchgeführt, mit einem katastrophalen Ergebnis. : die grosse Rückseite des Gehäuses wird zerstört , das Positiv verliert alle seine Pfeifen und bleibt bis auf die Prospektpfeifen reduziert, die mechanische Konsole wird durch eine separate pneumatische Konsole ersetzt. An der Außenseite des Gehäuses werden stumme bemalte Pfeifen plaziert. Das Manuel des Récit und das neue Positiv überlagern sich zu sichtbar auf der linken Rückseite des Gehäuses, wie man auf den Photos aus dieser Zeit sehen kann, ebenso die großen 16-Fuß Pfeifen, die aus dem Gehäuse herausragen. Die Einweihung dieser Arbeiten fand am Sonntag des Jahres 1917 statt.
Da die Funktion des Instrumentes schnell unbrauchbar wurde, werden die Reparaturen 1949 dem Orgelbauer Louis Georgel anvertraut, der das Balgsystem rekonstruiert und das Récit in den Unterbau des Hauptwerkes herabsetzt. Um Platz für den Chor auf der Tribüne zu schaffen, wird die Basis der Flügeltüren des Hauptwerkes abgeschnitten und auch die geschnitzten Kanten entfernt. Trotz dieser neuen Arbeiten, wurde die Orgel schnell unbespielbar.
Mit dem Bestreben, die Verstümmelung dieses Instruments zu korrigieren, startet die Gemeinde mit Unterstützung des Organisten Michel Chapuis Anfang der 1970er Jahre ein Restaurierungsprojekt.
Der Instrumentalteil wurde am 19. Mai 1972 als Monument Historique eingestuft. Am 9. August desselben Jahres erarbeitet Claude Aubry, Beratungstechniker für das Kultusministerium, ein Restaurationsprojekt. Aufbauend auf der alten Disposition des existierenden Pfeifenwerkes, den Gehäusen, und in Anlehnung an die Konstruktionsweise der Orgel von Callinet, schlägt er ein Konzept einer klassischen französischen Orgel vor, jedoch mit Ergänzungen, die die Ausführung des europäischen Barockrepertoires auf der Grundlage von fünf Klangkörpern ermöglicht, eine sogenannte „Raisonnance“ (sic), die von der Isnard-Orgel von Saint-Maximin (Var) inspiriert ist.
Diese Arbeiten werden dem Orgelbauer Jean Deloye anvertraut, in Kolaboration mit Philippe Hartmann, der für die Intonation verantwortlich ist.
Das gesamte Gehäuse wird restauriert, mit einem großen Teil der Rekonstruktion der hinteren und seitlichen Teile , die verstümmelt waren. Alle Windladen mit ihrer aufgehängten Mechanik, werden ebenfalls neu erbaut. Die Verwendung moderner Materialien wie Metallteile der Mechanik im industriellen Sinn, werden zu Gunsten einer Rekonstruktion im alten Sinn und nach allen Regeln der handwerklichen Fertigung mit Holz und Schmiedeeisen gearbeitet. Eine außergewöhnliche Entscheidung für die damalige Zeit. Die Balganlage wird aus wirtschaftlichen Gründen nicht mit den originalen Keilbälgen ersetzt, sondern aus den bestehenden Teilen, mit paralelen Falten, rekonstruiert.
Von 2018 bis 2020 vertraut die Stadt mit staatlicher Unterstützung dem Orgelbauer Michel Formentelli in Zusammenarbeit mit Jean Deloye eine vollständige Revision des Instruments an (Demontage und Entstaubung aller Pfeifen, Revision der Windladen und der Mechanik). Dieses Projekt umfasst auch die Installation von vier neuen Keilbälgen, die eine bessere Windverteilung ermöglichen. Auch die Mechanik wird erheblich verbessert. Michel Formentelli sorgt für die Rückführung zum alten Klang unter strikter Berücksichtigung der Arbeitsweise von Philippe Hartmann und nimmt die Generalstimmung vor.
Claude Aubry und Eric Brottier, Beratungstechniker für das Kultusministerium
Dokumentarische Quellen
- Handgeschriebene Quellen :
Projekt der Rekonstruktion der Orgel und Ausführungvorgaben für die Realisierung von Claude Aubry, von dem 9 août 1972 - Gedruckte Quellen :
AUBRY Claude, Luxeuil les Bains, Le Grand-Orgue, 360 Seiten der Geschichte ohne Daten, veröffentlicht von Jean Deloye zur Dokumentation der Rekonstruktionarbeiten
Projekt der Rekonstruktion der Orgel und Ausführungvorgaben für die Realisierung von Claude Aubry, von dem 9. août 1972
Anonyme, 1617
Philippe Picard, 1695
Jean-Baptiste Gavot, 1808 u 1829
Joseph Callinet, 1841
Claude-Ignace Callinet, vers 1860
Jean Deloye u Philippe Hartmann, 1980 (Rekonstruktion)
Revision ausgeführt von Jean Deloye u Michel Formentelli, 2020